Übersetzung aus dem Russischen ins Deutsche: Friedrich Richter, Freiberg/Sachsen

Aufruf S. N. Roerichs an die Roerich-Gesellschaften
Russlands und anderer unabhängiger Staaten

Liebe Freunde!

In dieser für unsere Heimat nicht leichten Stunde wende ich mich an Sie. Sie, die Teilnehmer der Roerich-Bewegung, verstehen gut die Bedeutung der Kultur und der kulturellen Bestrebungen. Eben die Kultur kann heute eine wichtige verbindende Rolle spielen. Die humanistischen Ideen unserer Familie, die ein hohes geistiges Potential besitzen, erlangen große Bedeutung wie niemals zuvor. Im Streben nach dem Schönsten und im Bemühen, in jeden Tag jenen Tropfen Geistigkeit einzubringen, der dabei hilft, unseren Weg in die Zukunft zu erleichtern, müssen wir stets an die Verantwortung denken, die wir gemeinsam tragen. Diejenigen, die den Weg der Schönheit, des Guten und der Vollkommenheit beschreiten, können sich weder Aggressivität, noch Gehässigkeit, noch Feindseligkeit gegenüber anderen erlauben. Sie sollen das Licht tragen, das uns allen hilft, die Treppe des Aufstiegs zu beschreiten, dazu beiträgt, alles Dunkle zu überwinden, was zwischen uns und jener hellen Zukunft steht, zu der wir alle gemeinsam streben.

Das Internationale Roerich-Zentrum, das auf meine Initiative hin geschaffen worden ist und dessen Ehrenpräsident ich bin, ist zu derjenigen Organisation geworden, über die ich mich an die Roerich-Gesellschaften wenden und mit ihnen zusammenarbeiten kann.

Ich bestätige die Vollmachten der Vizepräsidentin und Direktorin des Nikolaj-Roerich-Museums Ljudmila Wasilewna Schaposchnikowa. Ich bitte darum, dass Sie sich in allen erforderlichen Fällen mit ihr beraten. Mich beunruhigen die Versuche einiger Personen, die Tätigkeit von Frau Schaposchnikowa ohne jegliche Begründung in Zweifel zu ziehen und damit ein Misstrauen gegen meine Entscheidung auszudrücken. Ljudmila Wasilewna bleibt nach wie vor meine Vertrauensperson und ich bitte Sie alle, das zu berücksichtigen. Der Unwille, Frau Schapownikows Meinung zu beachten, hat zur eigenmächtigen und unzeitgemäßen Veröffentlichung solcher Arbeiten geführt, wie „Das Überirdische“ und „Abschiedsrede an den Führer“. Eine derartige eigenwillige herausgeberische Tätigkeit ruft in mit tiefe Beunruhigung hervor. Die Zeit für die Veröffentlichung einer Reihe von Arbeiten, an denen meine Eltern Helena Iwanowna und Nikolaj Konstantinowitsch Roerich beteiligt waren, ist noch nicht gekommen. Wenn die Zeit dazu reif sein wird, werden Sie davon Mitteilung erhalten.

Ich möchte auch noch bemerken, dass sich Ljudmila Wasilewna streng an meine Instruktionen zur Nutzung und Verwahrung des Archivs meiner Eltern hält. Alle beliebigen anderen diesbezüglichen Vorschläge sind für mich als den Erben und Schenker nicht annehmbar. Die Gründung des Internationalen Roerich-Zentrums fördert die sittliche Erneuerung des Volkes, die weitreichende Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Nationen und auch die Sammlung und Erforschung des außerordentlich reichen Erbes der Familie Roerich.

Ich möchte Ihnen allen Erfolge wünschen in Ihrer edlen und für die Kultur der Heimat notwendigen Sache. Halten Sie das Banner der Lehre und unserer Lehrer hoch, lassen Sie nicht zu, dass es zu unedlen Zwecken genutzt wird. Schützen Sie das Internationale Roerich-Zentrum, helfen Sie seinen Mitarbeitern, erlauben Sie niemandem, seine Arbeit zu stören. Alle Helligkeit für Sie! Ohne Furcht mögen Sie vorwärts schreiten. Mögen Ihre Herzen rein und Ihre Vorhaben edel sein! Denken Sie daran, dass Russlands Schicksal in Ihren Händen liegt. Und es werde Licht!

Ihr Swjatoslaw Roerich                                               26. April 1992, Banglador, Indien
 


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